Plasma-Bildschirmtechnik ist faszinierend. Zum einen ist der Name cool. Als ich den Begriff vor einigen Jahren zum ersten Mal hörte, erinnert er mich an eine Antriebstechnik auf dem Raumschiff Enterprise. Es ist auch eine wirklich aufregende Technologie. Aus Sicht eines Ingenieurs ist die Plasma-Technik so beeindruckend wie die CRT-Technik.
Plasma-Bildschirme wurden von Anfang an für Fernseher konstruiert. Das sieht man auch: Ein Plasma-TV sieht wie ein Fernseher und nicht wie ein aufgeblasener Laptop-Monitor aus. Plasmafernseher haben ein kräftiges, farbiges und kontrastreiches Bild. Die Plasma-Geräte sind sehr flach. Plasma-TVs.
Die großen Hersteller steckten viel Arbeit und Geld in die Perfektionierung der Plasma-Technologie. Die riesigen Plasma-TVs sollten die Zuschauer begeistern. Vielleicht haben die Hersteller dieses Ziel nicht ganz erreicht. Aber die großen Plasma-Bildschirme sind ideal für Sportübertragungen, welche der Heilige Gral der Fernseh-Produzenten sind.
Technik der Plasma Fernseher
Das Wort Plasma kommt aus dem griechischen Sprache und bedeutet eigentlich „künstlich“. Plasma ist, neben fest, flüssig und gasförmig, in der Physik der vierte Aggregatzustand von Materie. Da dies zum Verstehen der Plasma-Fernsehtechnik wichtig ist, sollten wir etwas mehr ins Detail gehen:
Plasma ist Gas sehr ähnlich. Der Unterschied zu Gas ist, dass ein Teil der Partikel ionisiert ist. Bei Ionen, wie sicher noch viele aus dem Chemieunterricht wissen, ist die Anzahl der positiv geladenen Elektronen nicht gleich der negativ geladenen Elektronen. Somit sind Ionen Teilchen, die in der Summe positiv oder negativ geladen sind.
Diese Ladung hat einen großen Effekt. Plasma reagiert stark auf elektromagnetische Felder. Noch viel wichtiger: Durch einen Effekt, der sich „Spontane Emission“ nennt, strahlt Plasma ultraviolettes Licht aus. Im Grunde funktionieren Plasma-Bildschirme wie Leuchtstofflampen – mit dem Unterschied, dass sie Edelgas verwenden.
In Plasma-Bildschirmen ist dieses Gas in winzigen Kammern zwischen Glasplatten eingesperrt. Drei Kammern, eine grüne, eine rote und eine blaue, ergeben einen Bildpunkt (ein Pixel). Den Rest kann man sich leicht vorstellen:Es gibt viele dieser Kammern. Sie sind mit den Edelgasen Neon und Xenon gefüllt, manche Hersteller geben auch Helium hinzu. Die Kammern stehen unter Unterdruck. Der Grund für den Unterdruck ist, dass die im nächsten Abschnitt beschriebenen Reaktionen bei niedriger Temperatur stattfinden können. Vor allem will man erreichen, dass der Fernseher Licht statt Wärme abgibt.
Der nächste Schritt ist entscheidend. Um ein Bild zu erzeugen braucht man Licht. Nun kommen die Edelgase ins Spiel. Damit sie Licht erzeugen, müssen sie „stimuliert“ werden. Das wird durch etwas eigentlich Altmodisches erreicht – einem Transistor, der etwa wie eine Zündkerze funktioniert.
Jede Kammer hat ihren eigenen Transistor, der die Kammer „zündet“ oder besser ionisiert. Das Gas wird zu Plasma. Durch die Spontane Emission entsteht UV-Licht.
Jetzt wird es sehr raffiniert: UV-Licht ist ja, wie man weiß, unsichtbar. Es ist jedoch sehr energiereich und verursacht somit starke Reaktionen, wenn es auf gewissen Substanzen trifft.
Die Kammern sind mit verschiedenen fluoreszierenden Substanzen beschichtet (Phosphor). Das UV-Licht reagiert mit dem Phosphor und wird somit zu sichtbarem Licht.
Die Farbe des Lichts wird durch die Art des Phosphors in der Kammer bestimmt. Je nach Länge der „Zündung“ der Kammer ist das Licht mehr oder weniger hell.
Man muss zugeben, dass Plasma eine phantastische Technologie ist!
Nachteile von Plasma-Fernseher
Die Vorteile von Plasma-Fernseher sind naheliegend. Im Gegensatz zu den LCD-Fernsehern leuchten die kleinen mit Gas gefüllten Kammern von selbst. Sie brauchen keine weitere Lichtquelle. Wenn sie abgeschaltet sind, sind sie völlig dunkel.
Somit war am Anfang der Kontrast bei Plasma-Fernsehern viel stärker als bei LCD-TVs. Weil der Bildschirm aktiv Licht ausstrahlt (der LCD-Bildschirm blockiert das Licht), ist auch der Blickwinkel viel besser.
Es gibt aber auch große Nachteile. Plasma-Bildschirme sind aus Glas. Andere Lichtquellen (wie Fenster) spiegeln somit. Damit kann man den Plasma-Fernseher nicht überall im Wohnzimmer aufstellen, wenn man auch tagsüber was sehen will.
Es gibt noch weitere schlechte Nachrichten für Plasma-Fernseher. LCD-Fernseher haben bei Kontrast und Bildqualität stark aufgeholt. Weil bei denen die Oberfläche matt ist, reflektieren LCD-Bildschirme von anderen Lichtquellen wie Fenster kaum Licht. Plasma-Geräte sind auch nicht so robust bzw. leichter zerbrechlich.
Plasma-Fernseher verbrauchen bei niedrigeren Auflösungen (HD Ready) weniger Strom als LCD-Geräte. Aber mit derLED-Technik wird sich wohl auch dies ändern. Auch weiss man bei Plasma nie genau wie viel Strom man braucht. Es hängt davon ab was man anschaut. Es ist billiger einen Spielfilm als ein Skirennen anzuschauen, da viel weniger energiereiches weißes Licht gebraucht wird.
Aus Hersteller-Sicht ist der größte Vorteil von Plasma-Fernseher, dass sie billiger produzierbar sind. Wenn dieser Preisvorteil nicht an den Käufer weitergegeben wird, könnten Plasma-Geräte bald den Kampf um den Markt der Zukunft verlieren. LCD scheint die Technik der Zukunft zu sein.
Das ist sehr schade. Die Plasma-Technik ist großartig und aus verschiedenen Gründen für Fernseher naheliegender. Für die Hersteller macht es wohl mehr Sinn nur eine Technik weiterzuentwickeln. Aber für den Konsumenten wäre das Aufgeben der Plasma-Technik sicher ein schmerzlicher Verlust.